Donnerstag, 2. Juli 2015

Whale watch




Wir haben es endlich geschafft! Es war ja schon bald eine Schande, so lange in Kaikoura zu leben und noch keinen einzigen Wal gesichtet zu haben.

Aber dank Tuiku (unserem allzeit gut gelaunten Rugby-Spieler mit der lieblichen Singstimme), der für uns ien gutes Wort bei seiner im Whalewachcenter arbeitenden Tante einlegte, durften wir vergangenen Freitag endlich mit auf's Meer.

Ich, völlig überdreht und angespannt, und Aneska, latent müde und gereizt, machten uns also gegen 12 Uhr auf den Weg zum Whalewachcenter.

Tuh's Tante erkannte uns gleich und bar uns noch ein wenig zu warten um sicher zu stellen, dass wir keinem zahlenden Kunden einen Platz wegnähmen.
Nach 15 Minuten bangem warten kam sie strahlend und mit zwei Fahrkarten wedelnd in's Kaffe gelaufen.
Vor Begeisterung kaum zu bremsen, wollten wir schon direkt zum Bus maschieren, wurden aber gerade noch aufgehalten. Zunächst einmal wird sich ein Sicherheitsvideo angesehen. Ordnung muss ja schließlich sein.

Also mit den ca 40 anderen erwartungsvollen Touristen in einen kleinen Nebenraum und mehr oder weniger aufmerksam dem vortrag über Schwimmwesten, Rettungsboote und an Bord befindliche Kotztüten gelauscht. Nach diesen erbaulichen Ausführungen geht es aber endlich los.
Im gänsemarsch maschieren wir zum Bus. Infocenter, Giftsore usw befinden sich direkt in Stadtnähe, die Docs mit den 5 Whalewach Schiffen in Southbay, also ca 15 min fahrt.
Der Bus vibrierte gerade zu vo gestauter Vorfreude.
Vielleicht bin das aber auch nur ich gewesen, dank literweise Kaffe und allgemeiner Aufgeregtheit. Aneska vibrierte jedenfalls vor Anstrengung, dem Wunsch mich aus dem Bus zu treten zu wiederstehen.

Auf dem Weg sehen wir noch Tuh an uns vorbei joggen, dem wir natürlich völlig begeistert zuwinken ( Abends in der Bar fragt er uns leicht irritiert ob wir das waren. Er hatte sich schon gewundert welche Bekloppten ihm da wie wild zufuchteln)
Endlich hielt der Bus an und einer nach dem anderen purzelten wir heraus.



Vor dem Schiff begrüßte uns der heutige Kapitän (später erfuhren wir, dass die komplette Whalwachcrew regelmäßig Positionen tauscht) und ermahnte uns beim Einsteigen vorsichtig zu sein. Die meisten Unfälle passieren bei betreten und verlassen des Bootes.



Der Kutter ist ganz schön beeindruckend. Ich würde das ganze als eine Art hightech Katamaran bezeichnen. Der Raum in dem man sich während der Fahrt befindet ist super bequem und so verglast, dass man selbst auf den äußeren Sitzplätzen noch eine gute Sicht nach Außen hat. in fahrtrichtung befindet sich ein kleines Podest und ein ziemlich gewaltiger Flatscreen auf dem allerlei interessante Informationen zu sehen sind.


Wir werden von einer Maorifrau mittleren alters begrüßt und noch einmal wird auf alles zu Beachtende aufmerksam gemacht. Die See ist heute etwas rau, ein erneuter freundlicher Hinweis auf die sich vor jedem befindlichen Kotzbeutel folgt der Aussage. Irgendwie wird mir ein bisschen mulmig.
Die Warnung war berechtigt. Heidewitzka, was nen Spaß :) Unser Skipper hielt ohne Rücksicht auf Verluste drauf zu, der Kutter schwankte wie eine Nussschale, die Ersten übergaben sich nach 5 Minuten. Hochhinaus schoss der Katamaran um in der nächsten Sekunde mit voller Wucht auf der Wasseroberfläche aufzuschlagen. Ich bin vor lauter Begeisterung und im Versuch näher ans Fenster zu kommen fast meinem Sitznachbarn auf den Schoß gesprungen 8der von der wilden Fahrt übrigens genauso begeistert war wie ich), Aneska wurde etwas blass um die Nase und schielte nach den Tüten.

Plötzlich eine Vollbremsung, man hört erleichtertes aufstöhnen. Wie gebannt starren wir aus dem Fenster und tatsächlich, einige 100 Meter von uns erntfernt kann man etwas großes, graues im Wasser ausmachen. Auch unser Tourguide ist ein wenig aufgeregt. Nach kurzem beraten mit dem 'Auskunschafter' dann die Bestätigung: Ein unerwarteter Pottwal. Die Türen werden geöffnet (fast) alles laufen, bzw. schwanken nach draußen. Der Captain bringt uns auf wenige Meter heran wobei es alles andere als einfach ist sich bei diesem Manöver auf den Beinen zu halten.
Für jeden der noch nie einen Wal aus nächster Nähe gesehen hat, ist die Faszination warscheinlich kaum nachvollziebar. Im Endeffekt sieht man ja nicht viel. Um genau zu sein könnte da auch ein großes Stück Holz im Wasser schwimmen.

Nur, man weiß genau was für ein Koloss da gerade unter einem schwimmt. Man sieht wie sich dieser Gigant im Wasser langsam hin und her bewegt, kann die Nässe des Sprühregens der sich in den Himmel erstreckenden Phontäne auf der Haut wahrnehmen,
und spürt förmlich wie er seine Lungen mit Sauerstoff vollsaugt um sich auf den nächsten Tauchgang vorzubereiten.

Ahs und Ohs sind zu hören. Einige Minuten verstreichen, jemand brüllt 'Achtung, er taucht!' und dann gerät das Meer in bewegung. Eine, wie gemalt aussehende, Walflosse streckt sich empor, Wasser spritzt und dann ist er verschwunden.

Tauchgang










Zurück im Boot bekamen wir einige interessante Infos zu dem eben gesehenem. Am besten in Erinnerung geblieben ist wohl die Tatsache wie tief diese Gattung auf der Suche nach Nahrung (u.a. Risen Octerpusse. 'Erwachsene Kraken erreichen häufig ein Gewicht von 23 bis 40 kg. Die größten Exemplare werden bis zu 270 kg schwer und können mit ausgespreizten Armen eine Kreisfläche von 9,50 m² abtasten.' Vom Kampf mit diesen tragen Pottwale übrigens nicht selten Narben davon) tauchen.
Ohne Probleme sprengen sie immer wieder die 300er Marke.
Vor der Küste Kaikouras befndet sich ein  'unter Wasser Canyon' in dessen Tiefen (3km) sich viele der von Pottwalen bevorzugten Lieblingsspeisen tummeln. Daher kann man sie hier auch das ganze Jahr über antreffen.




Im englischen heißen sie übrigens, dank ihrer etwas skurrielen Form, Spermwhale :)
Bullen können bis zu 20 m lang und um die 50 Tonnen schwer werden.





Whalewach ist übrigens eine der ältesten Company's hier und hat unter anderem auch den Peninsula Walk (http://hanneska-in-nz.blogspot.co.nz/2015/05/peninsula-walk-kaikoura.html) gestiftet.
Geführt wird das ganze von einer Maori Familie und fast ausschließlich alle Mitarbeiter sind Maoristämmig.

In diesem Zusammenhat, A Maori view of the evironmen:

"It can be heard in the song of the bird;
 It can be felt in the breath 
 of each new day;
 It lives in the spirit of Mother Earth;
 It lives in our hearts
 and it will be witnessed
 through the eyes of our children."


Whalwach arbeit eng mit dem Naturschutz und DOC ( Department of Conservation) zusammen und spielt eine tragende Rolle im Schutz für Wale, Robben, Vögel usw. 
Mit der Zeit haben sie übrigens ein recht ausgeklügeltes System entwickelt um Touristen nicht zu enttäuschen.
Zum einen fahren sie jeden Früh mit einigen Schiffen aus um zu sehen ob sich Wale vor Ort befinden. Einige der hier schon seit Jahren lebende Wale sind gechipt und sie bedienen sich der Akustik. Ein Mitarbeiter hat praktisch permanent ein Micro im Wasser und
dirigiert so den Captian.


In den folgenden 2 Stunden sehen wir noch 3 weitere Tauchgänge. Zwei Bullen sind gemeinsam unterwegs und gehen fast zeitgleich auf Tauchstation.


Das Warten wird nicht langweilig, die Aussicht vom oberen Deck ist auch ohne Wale bombsatisch.
Seemöven und Albertrosse umkreisen den Katamaran unaufhörlich.



Drei von diesen ulkigen Vögeln legen gerade zu
 akrobatische Flugmanöver hin.
 Langsam passieren wir eine Robbenkolonie um anschließend ein letztes mal 'raus' zu fahren.

Mittlerweile ist es ganz schön eisig, der letzte dargebotene Tauchgang macht die eingefrorenen Finger jedoch wieder wett.

Als wir den Hafen ansteuern, hängt die hälfte der Passagiere in den Seilen.
Am meisten tut mir allerdings die Crew leid, die sich die komplette Fahrt über um die weniger Seetauglichen Touristen kümmerte. Wobei das schon verdammt ägerlich ist ein schweine Geld auszugeben um dann die ganze Fahrt über über der Toilette zu hängen.

Aneska hat sich wacker gehalten, Skipper wird trotzdem von der potenzielle Berufe' liste gestrichen.
An Land schwankte der Boden ganz schön, Aneska & ich spielen ein bisschen 'Fear and Loathing' und werden komisch beäugt.
Als das Schwanken ein bisschen nachlässt, bin ich trotzdem froh im Bus zu sitzen und für einige Minuten die Augen schließen zu können.


Abends, in der Bar, bedanken wir uns überschwänglich bei Tuh und spendieren ihm zum Dank nen Drink. Mit einem Lachem beteuert er uns, dass wir bei diesem Deal ab jetzt öfter mitfahren dürften.
Wer weiß, vllt sehen wir das nächste mal ja Orcas.
Danach will er alles genau wissen und erzählt mich leuchtenden Augen von seinen Lieblingsschützlingen. Es fällt mir nicht schwer zu glauben, dass er seinen Job liebt.


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